Bindungstheorie



Der Begründer der Bindungstheorie war John Bowlby. Er prüfte erstmals, zusammen mit Mary Ainsworth, ob eine längere Trennung von Mutter und Kind negative Auswirkungen hat. Auf Basis dieser Beobachtungen formulierte er seine Bindungstheorie. Er nannte die Bindung ein unsichtbares emotionales Band, das zwei Menschen spezifisch miteinander verbindet.

Wie aber entwickelt sich diese Bindung? Dem Säugling sind bestimmte Verhaltensweisen wie Weinen, Rufen, Anklammern, Mimik sowie Protest angeboren. Damit wird gewährleistet, dass er von Anfang an seine Bedürfnisse signalisieren kann. Werden diese von einer feinfühligen, emotional verfügbaren Person prompt beantwortet, also extern reguliert, beginnt der Aufbau einer Bindung. Das Kind lernt, dass es sich auf diese Person verlassen kann, dass sie sein sicherer Hafen ist.

Und diese Bindung beginnt nicht erst an unserem ersten Tag in dieser Welt. Bereits die vorgeburtliche Zeit hat einen starken Einfluss auf den menschlichen Lebensweg. Der Grundstein, der beim Kind beobachtbaren Bindungsmuster wird in der vorgeburtlichen, symbiotischen Beziehung zwischen Mutter und Ungeborenem gelegt. Die pränatale (vorgeburtliche) Bindung ist also etwas wie ein Vorspiel für das spätere Bindungsmuster.

Was geschieht jetzt aber wenn die Bezugsperson nicht feinfühlig und emotional verfügbar ist? Das Baby macht so schon sehr früh wiederholte Stresserfahrungen, d.h. das kindliche Gehirn schüttet wiederholt Stresshormone aus. Diese behindern den natürlichen Gehirn-Reifungsprozess. Diese Kinder haben oft viel mehr Mühe ihr Verhalten, ihre Emotionen und ihre Aufmerksamkeit zu regulieren. Es spielt also eine grosse Rolle, ob wir in unserer frühesten Zeit die Erfahrung von Geborgenheit oder Verlorensein machen.